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Künstler: Narziss Album: Neue Welt Erscheinungsjahr: 2004 Anspieltipp: Blind Autor: Tobias Im totalen Metalcore-Wahn des Sommers 2004 legte sich der Verfasser dieser Zeilen die „neue Welt“ von Narziss zu. Dass diese Welt aber schon damals alles andere als Neu war, erkannte er schon nach einigen Durchläufen. Denn prinzipiell heben sich Narziss von ihren etlichen Genre-Kollegen nur dadurch ab, dass die Burschen mit mehr oder weniger verständlichen und vor allem sinnigen deutschen Texten aufwarten. In anderen Belangen allerdings hängen Narziss ihren Metalcore-Ikonen doch um Längen nach. Angefangen bei der äußerst schwachbrüstigen und blechern klingenden Produktion, über ihren teilweise wirklich grausig tönenden Sänger (klingt des öfteren nach dem unsäglichen Kevin Russell von den Onkelz), bis hin zum absolut durchschnittlichen und austauschbaren Songmaterial. Ausnehmen von dieser Kritik möchte ich allerdings die Stücke „Blind“ und „Vergessen“. Vor allem mit Ersterem ist den 6 Jungs ein absoluter Hit gelungen, der sich direkt in den Gehörgängen einnistet und dort auch nicht so schnell wieder ausziehen wird. Ein ganzes Album auf dieser Güteklasse hätte konsequenterweise sieben Punkte zur Folge. Nun, wie der interessierte Leser bereits festgestellt haben sollte, sind es ja nicht derer sieben sondern nur vier geworden. In diesem Zusammenhang ist nochmals auf das austauschbare Songmaterial hinzuweisen. Vor allem nach den ersten drei Stücken der Platte macht sich daher auch großer Frust breit, denn Nummern wie „Zwielicht“ und „Die phantastischen Vier“ braucht echt keine Sau, zu gewöhnlich ist das Songwriting ausgefallen. An Position vier und fünf des Albums dann die beiden bereits erwähnten sehr starken Songs. Danach hält aber wieder die große Leere in der neuen Welt Einzug: „Stille Wahrheit“ und „Gestrandet“ wissen nur in seltenen Momenten (meistens die Gitarrenparts) zu gefallen. Am abschließenden „83@ebaydotcom“ mundet mir zumindest der sehr passenden Text. „Hardcore - Ist es nur noch eine Farce“ geben die beiden Sänger hier zum Besten. Nach einer unglaublichen Veröffentlichungsflut auf diesem Sektor und leider mitunter auch durch Narziss’ „Neue Welt“ kommt man immer mehr zu dem Entschluss, diese Frage zu bejahen. Sehr treffend ist darüber hinaus auch die Feststellung, dass sich mehr und mehr Kappellen textlich gesehen nur noch auf das wenig politische “Fuck Bush“ beschränken. Zumindest also in diesen Punkten treffen Narziss absolut meinen Geschmack. Musikalsich müssen die Jungs allerdings noch einiges zulegen, damit ich mir irgendwann noch mal eine Platte der Combo kaufen werde. Und da ja auch der Metalcore-Wahn mehr und mehr abzuklingen “droht“, bin ich mir ziemlich sicher, dass einem Nachfolger zur neuen Welt mit wesentlich weniger Euphorie entgegen getreten wird.
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